Seit der Nacht des 23. Dezember führt der türkische Staat eine neue Welle von Angriffen gegen die Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens aus. Er begeht erneut eine Vielzahl an Kriegsverbrechen, indem er Zivilist*innen angreift und umbringt, und indem er zivile Infrastruktur sowie das Gesundheitssystem zerstört. Sie zerstören auf direktem Wege die Lebensgrundlage und die Existenz der Menschen.
In der Nacht vom 23. auf den 24. Dezember wurde eine Ölstation und ein Ölfeld in der Nähe von Tirbespî bombardiert. Wichtige Teile der Infrastruktur wurden schwer beschädigt, die anschließenden Brände des Rohöls führen zusätzlich zu einer starken Luftverschmutzung. Diese wird schließlich zu einer großflächigen Kontaminierung des Bodens und des Wassers führen.
In Bana Şikeftê, in der Region Koçerata in der Nähe von Dêrik wurde ein Stromkraftwerk bombardiert. Als Konsequenz des Stromausfalls mussten die Gaspumpen eines anderen Stromkraftwerks in Siwediyê ihren Betrieb einstellen. Dadurch halbierte sich die Stromversorgung der umliegenden Region, und aufgrund des Blackouts von Bana Sikefte musste die Ewda Tankstelle in Tirbespî ihren Betrieb einstellen und es entstanden Stromknappheiten in den Gebieten von Dêrik, Tirbespî und Çilaxa. Ein weiterer indirekter Effekt ist der erschwerte Zugang zu Wasser, der normalerweise durch elektrische Wasserpumpen gewährleistet wird.
Am Morgen des 25. trafen zehn Luftschläge die Stadt Qamişlo. Sie zielten auf landwirtschaftliche Zentren, auf eine Druckerei, auf eine Baustelle und eine Näherei. Bei diesen Angriffen verloren mindesten acht Menschen ihr Leben, und neun Weitere wurden verwundet. Am 25. wurden weiterhin eine Olivenölfabrik und eine Linsenfabrik in Amûdê bombardiert. In Kobanê wurden medizinische und wirtschaftliche Einrichtungen getroffen. Am 26. Dezember wurde ein Weizenlagerhaus in Girke Legê bombardiert. Die Angriffe halten weiterhin an, die bisherigen Berichte sind daher unvollständig.
Vorige Wellen von Luftschlägen, welche zuletzt im Oktober stattfanden, sind nur eine Verschiebung der Intensität der Kriegsführung. Nord- und Ostsyrien ist tagtäglich mit dem Krieg konfrontiert: in Form des Embargos, des Ökozids (besonders auf den Böden von Afrîn), der Wasserprivatisierung (Flüsse werden durch Staudämme und die Wassernutzung durch den türkischen Staat ausgetrocknet), und der Attacken von Söldnern, die er unterstützt.
Diese Zerstörung der Ökonomie und der grundlegenden Versorgungsinfrastruktur zielt darauf ab, die Revolution und die Umsetzung ihrer sozialen und ökonomischen Pläne aufzuhalten. Die Selbstverwaltung strebt mit ihren sozialen und ökonomischen Programmen nach Nachhaltigkeit. Aber diese Bemühungen werden durch den Krieg behindert, der die meisten Kräfte in der Reparatur und Instandhaltung der essenziellen Infrastruktur bindet, welche durch den Krieg konstant zerstört wird. Außerdem blockiert das Embargo die Lieferung essenzieller Materialien, die für die Instandhaltung und Weiterentwicklung der Infrastruktur benötigt werden, um ein dezentralisierteres und ökologischeres System aufzubauen. Bei all diesen Einschränkungen basiert die Erfüllung vieler Grundbedürfnisse auf der Nutzung von Ölnutzung, da die Entwicklung der Region noch vor der Revolution auf die Extraktion von Öl ausgerichtet wurde. Zum Beispiel stellen ölbasierte Technologien für große Teile der Bevölkerung den einzigen Weg der Stromversorgung und des Heizens dar. Aufgrund des Embargos muss die ölbasierte Infrastruktur in ihrem beschädigten Zustand weiter betrieben werden, wodurch sich der Schaden für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen nur erhöht.
Die Zerstörung dieser Infrastruktur und der wirtschaftlichen Zentren wird die sozio-ökologische Situation auf kurze sowie lange Sicht beeinflussen. Die Zerstörung der Stromkraftwerke wird schwerwiegende Effekte auf die Wasserversorgung haben, da das gesamte genutzte Wasser der Region aus dem Boden gepumpt wird. Das hat schwerwiegende Konsequenzen, sowohl für die landwirtschaftlichen als auch für die Wiederaufforstungsprogramme. Das betrifft nicht nur die Selbstversorgung der Region, sondern auch den Kampf gegen die Desertifikation. Wirtschaftliche Selbstversorgung würde die Entwicklung einer Wirtschaft ohne Ausbeutung und Zerstörung der Natur ermöglichen. Um solch eine Wirtschaft aufzubauen, auf Grundlage von Kooperativen und kollektiver Produktion, benötigt es zuerst Frieden und eine funktionierende Infrastruktur.
Die Selbstverwaltung entwickelt ein Modell der ökologischen Wirtschaft und ist daher einer der wichtigsten Akteure gegen die ökologische Zerstörung in der Region. Um den Krieg zu stoppen und die Hindernisse der ökologischen Entwicklung der Revolution zu überwinden, rufen wir dazu auf, internationale Solidarität zu zeigen und Aufmerksamkeit für die Situation herzustellen.