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Von der ZAD de la Colline nach Rojava

An diesem 2. November 2020 feiern wir den Welt-Kobane-Tag und die Rojava-Revolution in der ZAD de la Colline in Eclépens VD als Teil der Aktionswoche für Rojava vom 1. bis 8. November.

Um unsere Unterstützung für die Rojava-Revolution zu zeigen, stellten die ZAD (Zone à defendre – zu verteidigende Zone) und Mitglieder des Rojava-Komitees Genf gemeinsam ein Transparent auf – «From Eclépens to Kobane – Smash Turkish Facism – Defend Kurdistan» –, das nun den Wachturm am Eingang der Barrikade der ZAD de la Colline in Eclépens schmückt. Darüber hinaus planen wir während der Woche Diskussionen im Zusammenhang mit Rojava, um über unsere Kämpfe zu sprechen, die geographisch weit voneinander entfernt liegen, die aber lokal bis international eng miteinander verbunden sind.

Wir sind miteinander verbunden, weil wir trotz unserer sehr unterschiedlichen Kontexte für ein emanzipatorisches Projekt kämpfen, das darauf abzielt, solidarische Gesellschaften zu schaffen, in denen Mensch und Ökologie die Oberhand über die Marktlogik des gegenwärtigen sozioökonomischen Systems gewinnen, das die Zerstörung von Leben vorantreibt, Wettbewerb statt gegenseitige Hilfe zwischen den Menschen befürwortet und die Unterdrückung der grossen Mehrheit durch eine privilegierte Minderheit verursacht.

Hier in der ZAD de la Colline ergreifen wir direkte Aktion, um ein nutzloses Projekt zur Erweiterung des Zementsteinbruchs zu verhindern, das den biodiversitätsreichen Hügel Mormont bedroht. Dieser Ort ist nicht nur ein biologischer und geologischer Schatz und eine auf europäischer Ebene anerkannte keltische Stätte, sondern auch das Ziel des multinationalen Konzerns LafargeHolcim, des weltweit führenden Zementunternehmens und einer der Carbon Majors, der Unternehmen mit den höchsten CO2-Emissionen der Welt. Holcim ist gemessen an den direkten Emissionen das umweltschädlichste Unternehmen in der Schweiz. Mit unserer Präsenz wollen wir sowohl die Betonindustrie anprangern, die für etwa 7 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich ist, während es Alternativen für den Bau gibt, als auch die Verwüstung eines wichtigen Ortes und die Grenzen des Systems als Ganzes aufzeigen, dessen Wachstumslogik die Grenzen der Erde übersteigt. Viel mehr als das, wir versuchen gleichzeitig, an diesem Ort alternative Lebensweisen aufzubauen und Räume im Kampf zu schaffen. Wir organisieren uns nichthierarchisch und nach antiunterdrückerischen Prinzipien. Wir versuchen, eine politische Alternative zum kapitalistischen und patriarchalen System zu schaffen, die die ökologischen Grenzen respektiert.

Auch in Rojava wird die kapitalistische Moderne seit acht Jahren herausgefordert, nachdem diese Region im Nordosten Syriens ihre Autonomie erklärt hatte. Seitdem hat die revolutionäre Bewegung dort ein alternatives System in die Praxis umgesetzt, das auf den drei Säulen Ökologie, Geschlechterbefreiung und dezentralisierte und radikale Demokratie beruht. Diese Revolution, die ohne einen zentralisierten Nationalstaat funktioniert, ist pluralistisch. Angetrieben hauptsächlich von der kurdischen revolutionären Bewegung, vereint sie jetzt an der Basis alle ethnischen Gruppen der Region – Araber_innen, Kurd_innen, Turkmen_innen, Assyrer_innen und viele andere – hinter einer gemeinsamen Ideologie: dem demokratischen Konföderalismus. Weil diese Revolution für Verständigung und Zusammenarbeit zwischen den Völkern und ihrer Organisierung in verschiedenen dezentralisierten Einheiten in einem konföderalen System eintritt und weil sie alle Kulturen und Glaubensrichtungen akzeptiert, bietet sie eine konkrete Lösung für die aktuellen Probleme des Mittleren Ostens. Diese Revolution liegt uns am Herzen, denn sie ist ein Beweis dafür, dass ein nichtstaatliches, pluralistisches System, das aktiv für Ökologie und Geschlechterbefreiung kämpft, nicht nur eine Utopie, sondern eine greifbare Realität ist, die es zu verwirklichen gilt.

Heute ist die Revolution in Rojava, wie schon seit langem, von allen Seiten bedroht. Weil sie gegen die imperialistischen Interessen der autoritären Regime in der Region und gegen die Logik des Marktes gerichtet ist, steht sie zwischen dem totalitären syrischen Regime von Baschar El-Assad auf der einen Seite und dem türkischen faschistischen Staat von Erdogan auf der anderen Seite, der versucht, ein neues Osmanisches Reich zu schaffen. In den Jahren 2016, 2018 und 2019 drang die Türkei unter Verletzung des Völkerrechts in autonome Gebiete auf syrischem Boden ein. Und die Türkei hat nicht die Absicht, aufzuhören, solange es die Rojava-Revolution gibt. Die gegenwärtige Situation ist extrem angespannt, und eine neue illegale und völkermörderische Invasion könnte bald beginnen. Aus diesem Grund nehmen wir an der Aktionswoche der internationalen Kampagne RiseUp4Rojava teil, um unsere Solidarität auszudrücken und weil wir die gleichen Ziele und Träume teilen. Indem wir das Rojava-Projekt um uns herum bekannt machen, können wir zu seinem Schutz beitragen, indem wir den Druck auf unsere Staaten erhöhen, die es bisher vorgezogen haben, die Augen vor den Aktionen der Türkei zu verschliessen. Europa und die Schweiz sind durch die finanziellen Beziehungen ihrer Unternehmen zur Türkei in den Angriff auf diese ökologische und soziale Alternative involviert. Um nur ein Beispiel zu nennen, das uns bekannt ist: Der multinationale Konzern LafargeHolcim, den wir auf dem Hügel Mormont in Eclépens bekämpfen, wird beschuldigt, um seine Zementproduktion in der Region Kobane in Rojava fortsetzen zu können, mehrere Millionen Dollar an DAESH und Al-Quaida in Syrien gezahlt zu haben, die am Angriff gegen Rojava beteiligt waren. Dieses Zusammentreffen, das deutlich die tatsächliche internationale Wirkung von LafargeHolcim und seine Missachtung ethischer und ökologischer Fragen zeigt, erinnert uns daran, wie sehr unser Kampf für eine andere Welt miteinander verbunden ist.

Gegen ein kapitalistisches System, das Natur und Menschen ausbeutet!

Lasst uns eins, zwei, drei, … Rojavas schaffen!

ZAD überall!

Widerstand ist Leben! Berxwedan jiyan e!

ZAD de la Colline & Rojava-Komitee Genf, Eclépens, 05/11/2020

Mehr Informationen:

  • über die Kampagne RiseUp4Rojava: www.riseup4rojava.org
  • über das Projekt Lafarge-Holcim in Syrien: https://www.nytimes.com/2019/11/07/business/lafarge-terrorism-syria.html

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