Am Abend, vom 23. auf den 24. Oktober, führte die Türkei massive Luftangriffe auf zivile Ziele im Nordosten Syriens durch, bei denen Dutzende Menschen getötet und verletzt wurden. Bisher wurden, wie schon vor einem Jahr, zivile Infrastruktur wie Getreidelager, Kraftwerke und Verwaltungseinrichtungen wie die lokalen Verteidigungskräfte angegriffen. Das Zentrum der jüngsten Angriffe war Rojava, aber auch Şengal und die Berge Südkurdistans.
Unsere Gedanken sind bei den Familien und allen Menschen, die ihre Vision eines friedlichen und freien Lebens verteidigen. Die Folgen und das Leid der Anschläge lassen sich weder in Fakten noch in Worten ausdrücken. Die langfristigen Folgen der Angriffe werden sich auf Tausende Menschen, ihre Lebensgrundlagen und die regionalen Ökosysteme auswirken. Damit versucht der türkische Staat die Selbstverwaltung um ihre wirtschaftlichen und sozialen Autonomie zu berauben. Mit seinen Angriffen auf die Grundpfeiler des Lebens verfolgt er genau das Ziel, die Region zu entvölkern, die tausendjährige Geschichte Mesopotamiens zu zerstören und in einem der fruchtbarsten und reichsten Gebiete einen Ökozid herbeizuführen.
Schon nach den Anschlägen im Winter 23/24 war klar, dass die Türkei mit diesen Anschlägen im wahrsten Sinne des Wortes eine Politik der verbrannten Erde verfolgte. Der türkische Staat befindet sich derzeit in einer tiefen wirtschaftlichen und geopolitischen Krise. Einerseits versucht er, seinen Besatzungsansprüchen gerecht zu werden und sein Territorium zu erweitern. Andererseits kreiert er durch aktive Außenpolitik eine Ablenkung von innenpolitischen Problemen.
Diese Angriffe fügen sich in ein umfassenderes Bild der Zerstörung von Natur und Ökosystemen im gesamten Nahen Osten ein. Die Besetzung von Arzach, das Abbrennen von Wäldern in allen Teilen Kurdistans, der Bau von Staudämmen am Euphrat und Tigris und die anschließende Verwüstung im Irak und in Syrien sowie die Zerstörung im Libanon und in Palästina durch Israel. Aber dieser Krieg folgt nicht nur den individuellen Interessen der Staaten, sondern ist ein von der NATO kontrolliertes Großprojekt zur Eroberung von Energieressourcen und zur Erzielung wirtschaftlicher Gewinne. Die europäischen Staaten unterstützen die Türkei mit Waffen.
Die Umweltzerstörung ist eine Folge des Angriffskrieges gegen die Entwicklung einer revolutionären Gesellschaft und einer demokratischen Lebensweise. Aber wir sehen, wie die Gesellschaft immer wieder aufsteht, ihre Strukturen aufbaut und sich von den Angriffen auf ein freies Leben nicht unterdrücken lässt.
Die Entwicklung der Selbstverwaltung ist praktischer Ausdruck einer sozialen, ökologischen Vision. Tausende Menschen bauen diese Alternative unter schwierigsten Bedingungen auf. An dieser Entwicklung sind neben der Bevölkerung Nordostsyriens auch solidarische Menschen aus allen Teilen der Welt beteiligt, sei es durch praktische Unterstützung Erneuerbarer Energien oder durch ideologisches und moralisches Engagement.
Wir wenden uns an all diese Menschen und diejenigen, die ähnlich denken und fühlen, um gemeinsam das internationale Schweigen zu brechen, die Türkei für ihre Verbrechen gegen Mensch und Natur zur Rechenschaft zu ziehen und den Aufbau einer ökologischen, sozialen Gesellschaft zu verteidigen. Wir rufen alle dazu auf, Maßnahmen zu ergreifen und das Bewusstsein für die Ereignisse in Rojava zu schärfen. Jetzt ist es besonders wichtig, dass wir die Prinzipien einer freien Gesellschaft mit demokratischen, ökologischen und gleichberechtigten Werten verkörpern und damit eine klare Haltung gegenüber den Angriffen der Kolonialmächte beziehen.
Werdet teilt und organisiert lokale Aktionen. Gemeinsam ist es möglich, die Angriffe zu stoppen, die Revolution zu verteidigen und ein freies Leben aufzubauen!
Hier findest du mehr über die aktuelle geopolitische Situation: https://anfdeutsch.com/hintergrund/libanon-und-der-dritte-weltkrieg-43787: Angriffswelle auf Rojava – Aufruf für Aktionen